Das Konzept des Jugendhaus JOJO

Einleitung
Die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen entwickelt und verändert sich ständig. Daher müssen auch das Konzept und die inhaltlich-methodischen Angebote des Jugendhaus JOJO zur Offenen Kinder- und Jugendarbeit diesen Entwicklungen und Veränderungen Rechnung tragen und inhaltlich und strukturell ständig angepasst werden.

Träger des Jugendhaus JOJO ist heute das Trägerwerk für kirchliche Jugendarbeit in der Region Krefeld im Bistum Aachen e. V. (Trägerwerk). Das Jugendhaus JOJO besteht seit den 1980er Jahren und war bis 2016 in der Trägerschaft des Ökumenischen Vereins Offene Jugendarbeit Uerdingen e.V. (VOJ).

Das Leitbild des Trägerwerks ist die Grundlage des Handels im Jugendhaus JOJO. Darüber hinaus soll dieses Konzept

1. Grundlegende Haltung/Weltbild
2. Grundwerte und Prinzipien
3. Ziele
4. Zielgruppe
5. Stadtteil
6. Arbeitsansätze

beschreiben.

Im Jugendhaus JOJO gibt es zwei hauptamtliche Mitarbeiter mit einem derzeitigen Beschäftigungsumfang von 150%. Gemeinsam mit einem großen Team aus ÜbungsleiterInnen und Ehrenamtlichen gestalten sie das Leben im Jugendhaus mit und für die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Die bunte Vielfalt im Inneren ist gleichzeitig auch handlungsleitendes Motiv nach „Außen“; die Kinder und Jugendlichen mit ihren unterschiedlichen Bezügen und mit ihren Wünschen und Bedürfnissen da abzuholen, wo sie sind.

Wir blicken auf die direkte Umgebung, in der Kinder und Jugendliche leben, ihre Wohnungen, die Straße, die Treffs in den Gemeinden, die Schulen, die speziellen Treffpunkte im Stadtteil Uerdingen.

Wir blicken auf die „sozialen Netzwerke“ ihrer Umgebung, d.h. die Freundeskreise, Cliquen, und die Institutionen, die ihren Alltag erweitern oder auch eingrenzen.

Wir blicken auf die „sozialen Netzwerke“ in ihrer digitalen Umgebung, d.h. die Netzwerke, wie zum Beispiel Instagram, die zu ihrem Alltag gehören und somit ein wichtiger Teil ihrer Lebenswelt sind.

Grundlegenden Haltung / Weltbild

Aufgrund unseres christlichen (katholischen) Weltbilds verstehen wir Kinder und Jugendliche als Abbild Gottes. Für uns heißt das, dass jeder Mensch mit all seinen Talenten und Interessen gleich viel wert ist. Daraus ergibt sich für uns, dass wir immer auf die Talente und Interessen unserer Besucher und Besucherinnen schauen und NICHT auf ihre Defizite!

Weiter bindet uns unser Weltbild an die Nächstenliebe. Die unterscheidet nicht nach Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Religionszugehörigkeit.

Für uns heißt das, dass unsere Einrichtung für alle Menschen offen ist!

Es heißt aber auch: Wer andere Menschen wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Religionszugehörigkeit abwertet oder diskriminiert, der hat keinen Platz im Jugendhaus JOJO!

Grundwerte und Prinzipien des Jugendhaus JOJO

Offenheit und Toleranz
Die Angebote des Jugendhaus JOJO richten sich grundsätzlich an alle Kinder und Jugendliche, unabhängig von ihren individuellen Lebensbedingungen, ihren persönlichen Umständen, ihrer Herkunft und ihrer religiösen Wurzeln.

Partnerschaftlichkeit
Das Jugendhaus JOJO und seine haupt-, und ehrenamtlichen Mitarbeitenden sehen sich als DialogpartnerInnen im Beziehungsfeld mit Kindern und Jugendlichen, wo ihre Interessen und Bedürfnisse wahrgenommen und auf partnerschaftlicher Ebene zum Thema gemacht werden.

Freiwilligkeit und selbstgewählte Verbindlichkeit
Die Angebote des Jugendhaus JOJO beruhen auf Freiwilligkeit, mit der Möglichkeit, in den angebotenen Freiräumen Verantwortung zu übernehmen, sich zu entwickeln und zu wachsen.

Balance zwischen Spielen und Lernen
Beide Bereiche haben für uns ihren eigenen Wert: das Lustige, Ausgelassene, Genießerische und Lockere, wie auch das Ernste, Zielstrebige, Konzentrierte und Überlegte. Der Erlebniswert bildet sich über eine gelungene Balance beider Bereiche ab.

Ort der erlebbaren Nächstenliebe
Ausgehend von unserem christlichen (katholischen) Weltbild verstehen wir uns als Ort lebendiger Kirche und wollen für alle unsere Besucher zu einem Ort erlebbarer Nächstenliebe werden.

Unsere Ziele

Ziel des Jugendhaus JOJO ist es, ausgehend von den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsen, ihrer Kultur und ihren Lebensformen, ihr Wohnzimmer sowie ihr Identifikations- und Lernort im Stadtteil Uerdingen zu sein, der von ihnen (mit-)gestaltet und gefüllt wird.

Das Jugendhaus JOJO soll ein

  • sozialer Ort der Selbst- und Persönlichkeitsbildung
  • lebendiger Ort der Demokratie und des Weltverstehens
  • emanzipatorischer Ort der kritischen Reflexion
  • experimenteller Ort des Suchens und des Austestens
  • kultureller Ort der Zugehörigkeit und Integration
  • bildender Ort der eigenen Interessen und des Eigensinns
  • geselliger Ort des Zusammenlebens
  • kommunikativer Ort des Aushandelns
  • selbstbestimmter Ort ohne Erwachsene mit Eigenzeiten
  • professioneller Ort der Hilfen zur Lebensbewältigung

sein.

Damit sollen alle Besucher des Jugendhauses Anerkennung, Wertschätzung, Halt und Stütze erfahren, den freiheitlichen demokratischen Umgang mit Anderssein und Pluralität erleben und ihre Potentiale und Stärken kennenlernen.

Unsere Zielgruppen

Zielgruppen und Ansprechpartner des Jugendhaus JOJO sind alle im Stadtteil lebenden, zur Schule gehenden, arbeitenden oder sich aus anderen gründen aufhaltenden Menschen, wobei Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (zwischen 6 und 27 Jahren) besonders im Zentrum des Handelns stehen.

Wir gestalten unsere Angebote so, dass auch die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien, die aufgrund ihrer ökonomischen, psychosozialen und soziokulturellen Lebensbedingungen benachteiligt und marginalisiert sind, an unseren Angeboten teilnehmen können.

Unser Stadtteil Uerdingen

Uerdingen ist heute ein Stadtteil von Krefeld. Der über 1200 Jahre alte Ort am Rhein wurde im Jahre 1255 zur Stadt erhoben. In der Folge mehrerer Gebietsreformen wurde Uerdingen Teil der Stadt Krefeld, die erst über hundert Jahre nach Uerdingen zur Stadt wurde. In Uerdingen leben 18.324 Menschen (Stand 2016)

Uerdingen ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort mit seinem Rheinhafen, dem Chemiepark und einem Eisenbahnwerk.
In Uerdingen leben Menschen aus den verschiedensten Kulturen. So gibt es neben den katholischen und evangelischen auch muslimische Gemeinden.

Es gibt in Uerdingen drei Grundschulen, zwei Gymnasien, eine Gesamtschule, eine Förderschule und ein Berufskolleg. Die Gesamtschule ist in direkter Nachbarschaft zum Jugendhaus JOJO gelegen.

Neben vielen Spielplätzen gibt es eine große Parkanlage, den Uerdinger Stadtpark, und eine Skateanlage an der Alten Krefelder Straße. Das Jugendhaus hat die Patenschaft für die Skateanlage übernommen.

Unsere Arbeitsansätze

Niederschwelligkeit
Um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, für alle Menschen offen zu sein, gestalten wir unsere Angebote so, dass sie möglichst wenige Schwellen haben, die es zu überwinden gibt. Das bedeutet, dass die meisten Angebote kostenfrei und ohne Anmeldeverfahren angeboten werden. Die Besuchenden entscheiden selbst, an welchen Angeboten sie wie lange teilnehmen möchten. Bei Angeboten, die etwas kosten und/oder für die es ein Anmeldeverfahren geben muss, achten wir darauf, die Kosten so gering wie möglich zu halten und das Anmeldeverfahren so einfach wie möglich zu gestalten. Gleichzeitig bitten wir unseren Besuchenden und ihren Familien immer Hilfe an, um die Schwellen zu überwinden. Dabei achten wir darauf, dass diese Hilfen nicht stigmatisierend sind. Wir unterstützen die Familien zum Beispiel bei der Beantragung von öffentlichen Fördergeldern.

Persönlichkeitsbezogener Arbeitsansatz
Dem Jugendhaus JOJO ist es ein Anliegen, Erfahrungsfelder in Beziehungen zu bieten und Angebote zu formulieren, die zum Aufbau eines realistischen und leistungszuversichtlichen Selbstbildes von Kindern und Jugendlichen beitragen. Dies soll geschehen über Angebote der Körpererfahrung als Selbsterfahrung, Selbsterfahrung aus der Wirkung des eigenen Verhaltens und Selbsterfahrung in der Zuordnung der Eigenschaften durch andere, in Beziehung und Interaktion.

Dabei sind uns sowohl Angebote zur individuellen Entwicklung im Prozess, als auch gruppenorientierte Maßnahmen wichtig, in denen vor allem soziale Verhaltensweisen, Gruppenerlebnisse, partnerschaftliches Messen der Kräfte und das Einbringen persönlicher Stärken und Schwächen eine Rolle spielen.

Diese Angebote führen zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen und stehen im Zusammenhang mit der harmonischen Gesamtentwicklung einer Person im sensorischen, motorischen, kognitiven und sozial-emotionalen Bereich.

Institutionsübergreifende Arbeitsansätze, Vernetzung
Das Jugendhaus JOJO sieht in der sich weiter fortschreitenden Funktionalisierung und Segmentierung der Lebensräume und des Lebensalltags von Kindern und Jugendlichen , als auch der damit verbundenen Spezialisierung von Hilfen (Betreuungsangebote der Schulen, Jugendberatung, Jugendbildung, Jugendfreizeitarbeit, etc.) die Notwendigkeit, „Vernetzungsangebote und -formen“ zu stützen, die Kinder und Jugendliche in ihrer Gesamtheit und Eingebundenheit in ihre Lebensbezüge wahrnehmen.

Dazu zählt für das Jugendhaus JOJO die Vernetzung mit den unterschiedlichen Kinder- und Jugendangeboten der freien und kommunalen Träger in Krefeld, vor allem

  • mit der Gesamtschule Uerdingen
  • mit der Schule am Uerdinger Rundweg
  • mit den Einrichtungen der Krefelder Offenen Kinder- und Jugendarbeit.
  • mit den Unterstützern
  • mit dem Jugendbeirat.

Stadtteilorientierung, Lebensraumorientierung
Das Jugendhaus JOJO fügt den alltäglichen Lebens- und Handlungsräumen der Kinder und Jugendlichen einen weiteren pädagogischen Raum hinzu.

Sozialisation und Umweltaneignung vollziehen sich vor allem in den Lebensräumen, in denen sich alltägliches Leben von Kindern und Jugendlichen abspielt.

Umweltaneignung (Sozialisation) bezieht sich auf:

  • die direkte Umgebung, in der die Besuchenden leben, ihre Wohnung, die Straße, das Jugendhaus, die Schule, ein spezieller Treffpunkt im Stadtteil.
  • die „sozialen Netzwerke“ in ihrer Umgebung, d.h. der Freundeskreis, Cliquen, Freund/in, Verwandtschaften und
  • die Institutionen, die ihren Alltag erweitern oder auch eingrenzen, wie öffentliche Dienststellen, Einrichtungen, Verkehrsmöglichkeiten, Jugendarbeiter etc.
  • die digitale Umgebung, in der die Besuchenden leben, die „sozialen Netzwerke“, die „Netzwerke“ ihrer Online-Spiele, ihre digitalen Gegenüber.
  • das gesellschaftlich-ideologische System, welches die sozialen Netzwerke und Institutionen mit Bedeutungen und Strategien versorgt (Gesetzgebung, herrschende Wertvorstellung).

Maßstab für die Effektivität des Jugendhaus JOJO ist nicht nur, was innerhalb des Gebäude passiert, wichtig ist vielmehr, inwieweit wir in der Lage sind, Zugangsformen zu den informellen, sich nur kurzfristig zusammenfindenden Gruppen im Stadtteil – somit zu den alltäglichen Lebensräumen der Kinder und Jugendlichen – zu finden.

Aufsuchende Arbeit, Treffpunktarbeit und Straßensozialarbeit sind in diesem Sinne unumgänglich, um Kinder und Jugendliche zu erreichen und ihnen in „ihrer“ Situation zu begegnen.

Generationsübergreifender Arbeitsansatz
Kinder und Jugendliche sind als ein Element von vielen innerhalb sozialer Zusammenhänge und Kontexte des Stadtteils wahrzunehmen. Dies bedeutet unter anderem, das nur ein Miteinander und ein Austausch von „Alt“ und „Jung“ zu einer gegenseitiger Akzeptanz, zur Bearbeitung gemeinsamer Interessen und zu einer „sinnproduzierenden Auseinandersetzung“ führen kann.

Ausgehend von den Kindern und Jugendlichen, ihrer Kultur und ihren Lebensformen sind ihre Treffpunkte, ihre Identifikationsorte, von ihnen entscheidend gestaltet und gefüllt, an denen sich auch Erwachsene orientieren können.

Hier ist es die Aufgabe des Jugendhaus JOJO, einerseits neue Begegnungsfelder zu schaffen, andererseits vorhandene Strukturen zu nutzen, um die Mitverantwortung der Erwachsenengeneration einzufordern und die Entwicklungen im Arbeitsfeld „Kinder- und Jugendarbeit“ rückkoppeln zu können.